Call for Papers: Landmedien! Medien und Ruralität im 20. Jahrhundert

RHN 79/2017 | Call

Organisers: Lehrstuhl für Kultur- und Mediengeschichte der Universität des Saarlandes, Prof. Dr. Clemens Zimmermann, Dr. Gunter Mahlerwein, Dipl. Kulturwiss. Aline Maldener

19-20 October 2017, Villa Lessing, Saarbrücken, Germany

Deadline for proposals: 30 June 2017

 

Call for Papers für den Workshop:
Landmedien! Medien und Ruralität im 20. Jahrhundert

Neuerdings ist zu bemerken, dass an Themen einer medial konstruierten Ruralität wie am sozial- und raumgeschichtlichen Zugang zur Geschichte der Landmedien großes Interesse besteht.

Beim Gesamtprojekt einer verräumlichten Mediengeschichte, die auf die Identifikation konkreter Akteure und die Einbeziehung sozialer Kommunikationsbedingungen zielt, ist jedoch die ländliche Gesellschaft bislang weitgehend unbeachtet geblieben. Zwar wurde ansatzweise Stadt-Land-Differenzen gesellschaftlicher Kommunikation und der Radiogeschichte auf dem Land in den 1920er und 1930er Jahren nachgegangen. Jedoch der ländliche Medialisierungsprozess des 20. Jahrhunderts insgesamt, der nicht einfach auf Nivellierung hinauslief, blieb außerhalb des wissenschaftlichen Wahrnehmungsspektrums. Ebenso die konkrete Aneignungsgeschichte medialer Inhalte (ihre Selektion, ihr Erinnern und Weitergeben, ihre Kritik) wurde aufgrund des Vorherrschens einer ortslosen Mediengeschichte kaum einmal reflektiert. So herrscht Unklarheit über die Anregung von Interaktion durch Medien, über ihre Unterhaltungsfunktion oder die Funktion, Wissen zu bestärken und zu qualifizieren. Was also bedeutete emotionale Entlastung durch Medien auf dem Land? Wie wurde ein Leben auf dem Land durch Filmangebote und das Internet überhaupt attraktiv? Wie erweiterten Medien die kulturellen Horizonte, wie leisteten sie politische Information, wie trugen sie zur Einbeziehung in die Konsumgesellschaft über Werbung bei?

Eine weitere wichtige Frage wäre, wie die Herstellung von Ruralität durch die Medien wiederum in der ländlichen Gesellschaft selbst aufgenommen wurde und wie sie das Selbstbild ländlicher Akteure mitprägte. Dieser Einfluss kann von NS-Medien über 50er Jahre-Spielfilme über politische Themen der Regionalismusbewegung bis zu heutigen Phänomenen (Wiederkehr der Trachten in Eventkultur, Einbindung der Dorfjugend in traditionelle und neu erfundene Rituale, urban gardening als Impuls für das Land) verfolgt werden.

Insofern hoffen wir mit der Einladung zu einem Workshop die aktuellen Forschungsansätze sichtbar zu machen und das Feld insgesamt damit aufzuwerten.

Ein Exposee, das den geplanten Beitrag auf max. 2 Seiten skizziert, sowie ein Kurz-CV sind bis zum 30. Juni 2017 an folgende Email-Adresse: cl.zimmermann@mx.uni-saarland.de zu senden.

Der Workshop findet am Donnerstag und Freitag, den 19. und 20. Oktober 2017, in der Villa Lessing in Saarbrücken statt. Die Kosten für Anreise und Unterkunft werden den TeilnehmerInnen anteilig zurückerstattet. Am Abend des 19. Oktobers laden die Veranstalter zudem zu einem gemeinsamen Abendessen in Saarbrückens Kreativ- und Kulturquartier, dem „Nauwieser Viertel“, ein.

Programm

Der Saarbrücker Workshop sieht drei Sektionen vor:

(1) Akteure und infrastrukturelle Bedingungen von Landmedien, etwa Fotografen und Cineasten auf dem Lande, Medienpioniere, Versorgungsgrad mit bestimmten Medien und ihrem Time-Lag zu städtischen Regionen, die Materialität von Landmedien, die Rolle klassischer Publikumsmedien wie Zeitungen und Kino, Hemmnisse heutiger medialer Interaktivität durch den mangelnden Ausbau von Breitbandkabeln.

(2) Aneignungsgeschichte von Medien auf dem Land, z.B. besondere dörfliche Kommunikationsbedingungen, wie sie die Ankunft von Radio, Fernsehen und Internet beeinflussten, familiäre und nachbarschaftliche Eigenarten ländlicher Medienpubliken und ihrer Rhythmen, spezifische Landmedienräume aufgrund der Durchdringung von medialem und physischen Räumen, zeitgenössische Fachdiskurse über Landmedien, Medien als Vermittler von Jugendkulturen.

(3) Adressierung ländlicher Publiken sowie mediale Repräsentation des Landes und von Ruralität, z.B. Landfunkprogramme, ländliche Bevölkerungen als Adressaten von Plakatwerbung, Land und Kleinstadt als idyllische, aber auch bedrängende und ‚dunkle’ Orte in Fernsehserien, Landwirtschaft und Landschaft in populären Filmen oder „ruralistische“ Formen in der heutigen Erlebniskultur.

Alle drei Sektionen können jeweils im Vergleich von Stadt und Land betrachtet werden und es sind transnationale Ansätze möglich.

Der Workshop begrüßt geschichtswissenschaftliche Beiträge als auch Einsendungen aus den historisch arbeitenden Nachbardisziplinen wie den Kultur-, Sozial- und Literaturwissenschaften. Vorschläge von NachwuchswissenschaftlerInnen sind ebenfalls hochwillkommen.

Den TeilnehmerInnen stehen insgesamt 45 Minuten für Vortrag (20 Min.) und Diskussion (25 Min.) zur Verfügung.

Source: H-Soz-Kult