Call for Papers: Land-Wirtschaft. Perspektiven auf agrarische Arbeit

RHN 112/2022 | Call

Organisers: Dr. Sandra Fluhrer (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) und Dr. Mareike Schildmann (Universität Bremen), in Kooperation mit dem Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt, Dortmund

6–8 March 2024, Dortmund, Germany

Deadline for abstract submissions: 15 January 2023

 

Call for Papers:
Land-Wirtschaft: Literatur- und kulturwissenschaftliche Perspektiven auf agrarische Arbeit

Die Globalisierung, Digitalisierung und Technisierung von Arbeitsprozessen hat in der Gegenwart zu einem rasanten Wandel von Arbeitswelten geführt. Ein solcher Wandel ist jedoch keineswegs präzedenzlos; auch in der Vergangenheit haben gesellschaftspolitische, technologische, rechtliche und ökonomische Transformationsprozesse das Selbstverständnis und die Art und Weise von Arbeit immer wieder grundlegend verändert. Dies möchte die Tagung mit Blick auf jene Arbeit zeigen, die als die historisch älteste und scheinbar traditionsgebundendste gilt, die jedoch heute wie nie zuvor im Zentrum politischer, ökologischer und wirtschaftlicher Kontroversen steht: Die Landwirtschaft.

Ausgehend von aktuellen Problemlagen (globalisierter und kapitalisierter Agrarsektor, Subventionspolitik und Bauernproteste, Krieg, Ökologie und Klimawandel) untersucht die Tagung aus literatur- und kulturwissenschaftlichen Perspektiven die kulturellen Codierungen und historischen Umbrüche bäuerlicher Arbeit von der Antike bis zur Gegenwart, von Hesiods und Vergils agrarischen Lehrgedichten über die landwirtschaftlichen Revolutionen des 18. und 19. Jahrhunderts, den sozialistischen Agrar-Experimenten des 20. bis zu den ökologischen Debatten des 21. Jahrhunderts.

Fluchtlinien bilden dabei 1. die literarischen und künstlerischen Darstellungen bäuerlicher Arbeitspraktiken und Milieus, die auf ihre ambivalenten politischen, mythologischen und anthropologischen Implikationen sowie ihre wissens- und technikhistorischen Kontexte befragt werden sollen. 2. die Frage nach den dem Bäuerlichen zugeeigneten ästhetischen Traditionen und (Gattungs-)Konventionen (realistisch/naturalistisch, idyllisch/arkadisch, utopisch/ (agrar-)romantisch, dystopisch, ökokritisch etc.), die sich mit einer Kunst des ländlichen Raums und des nature writing seit der Antike verbinden.

Drei Schwerpunkte stehen im Zentrum der Tagung:

  1. Politik der bäuerlichen Arbeit: Vor dem Hintergrund neuerer sozialpolitischer Theorien und aktueller Forschungen zur Geschichte der Arbeit stellt sich die Frage nach der Rolle der Literatur und anderer Künste für die politische Codierung bäuerlicher Arbeit. Welche rhetorischen und ästhetischen Mittel tragen zur politischen und sozialen Codierung bäuerlicher Arbeit bei? Wie und mit welchen Effekten wird dabei auf mythologische oder theologische Narrative zurückgegriffen? Wie und in welchem Modus (Kritik, Nostalgie, Affirmation etc.) reflektieren die Künste (historische) Übergänge und soziale Eigendynamiken agrarischer Wirtschaftsformen?
  2. Praktiken und Techniken agrarischer Arbeit: Landwirtschaftliche Arbeit ist Kulturtechnik im ursprünglichen Sinne des Wortes: Cultura meint die Pflege, Bearbeitung und Bebauung des Bodens, die wiederum spezifische (Körper-)Techniken, (habituelles/überliefertes/erworbenes) Wissen und den Gebrauch von Instrumenten erforderlich macht. Wie reflektiert die Literatur das historische Verhältnis von Mensch, Körper(-techniken) und Maschine in der agrarischen Arbeit? Welche Rolle spielen die Künste, ihre Medien und Gattungen für die Konstituierung und den Transfer eines agrarischen Wissens? Wie verhält sich die Literatur zur Ausnutzung und Ausbeutung von Natur, Umwelt und Tier in der modernen Landwirtschaft?
  3. Agrarische Arbeit und Krieg: Wie gegenwärtig der Ukraine-Krieg wieder vor Augen führt, sind Landwirtschaft und Kriegsführung eng miteinander verknüpft. Kriege hatten seit jeher einschneidenden Einfluss auf agrarische Arbeit. In der Antike waren die meisten Soldaten Bauern und die Kriege am Rhythmus der Feldarbeit ausgerichtet. In der Frühen Neuzeit und der Moderne wurden Kriege zum Verhinderer, aber auch Katalysator landwirtschaftlicher Produktion und Innovation. Wie reflektieren literarische/ künstlerische Ausdrucksformen die Zusammenhänge zwischen agrarischer Arbeit und Krieg? Inwiefern können Interferenzen zwischen dichterischer und agrarischer Arbeit zu einem Gegenmodell zum Konnex von Krieg und Landwirtschaft werden?

Die Tagung richtet sich an Literatur- und KulturwissenschaftlerInnen, KunsthistorikerInnen, Wissenschafts- und TechnikhistorikerInnen. Sie wird organisiert von Dr. Sandra Fluhrer und Dr. Mareike Schildmann in Kooperation mit dem Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt, Dortmund. Die Tagung findet von 6.-8. März 2024 in Dortmund statt.

Abstracts und Kurz-CV bitte bis zum 15. Januar 2023 an mschildm@uni-bremen.de und sandra.fluhrer@fau.de

Source: https://arthist.net/archive/38104