Eine periphere Region im Wandel. Städte und ländliche Räume in Ostwestfalen-Lippe seit 1945

RHN 73/2023 | Event

Organisers: LWL-Institut für Regionalgeschichte, Münster; Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF), Paderborn; Mindener Museum, Minden; Arbeitsbereich Zeitgeschichte, Universität Paderborn, Paderborn

25–26 October 2023, HNF, Fürstenallee 7, Paderborn, Germany

 

Workshop:
Eine periphere Region im Wandel. Städte und ländliche Räume in Ostwestfalen-Lippe seit 1945

Gegenüber großstädtischen Räumen wird Gegenden mit vorwiegend Klein- und Mittelstädten oft eine Rückständigkeit hinsichtlich sozialer, kultureller, politischer und wirtschaftlicher Entwicklungen nachgesagt. So auch dem durch verschiedene historische Teilregionen geprägten Ostwestfalen-Lippe (OWL). Das Ziel des angekündigten Workshops ist, durch systematische Vergleiche neue Perspektiven auf diese Region zu entwickeln und gängige Periodisierungsvorstellungen der Zeitgeschichte zu prüfen.

Urbane, großstädtische Räume und ihre Gesellschaften gelten in der Forschung oft als dynamische Träger sozialer, kultureller, politischer und wirtschaftlicher Fortschrittsentwicklungen. Demgegenüber wird Mittel- und Kleinstädten in der Peripherie sowie dem ländlichen Raum eher provinzielle Rückständigkeit attestiert, die diese Entwicklungen entweder erst mit zeitlicher Verzögerung oder überhaupt nicht adaptieren würden. Die Untersuchung ländlich geprägter Regionen belegt jedoch für die 1970er- und 1980er-Jahre deutlich komplexere Bewegungsprozesse von Beharren, Nachahmen und Anpassen zwischen Zentren und Peripherie als vielfach angenommen.

Ostwestfalen-Lippe (OWL) setzt sich aus mehreren historischen Teilregionen zusammen, die mit ihren Klein-, Mittel- und Großstädten bis heute die regionale Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur auf jeweils unterschiedliche Weise prägen.

Während der Süden und Westen mit dem Paderborner Land und dem Kreis Gütersloh weitgehend katholisch dominiert sind, herrschen Protestantismus und Pietismus in Minden-Ravensberg und Lippe vor, wobei sich heute die konfessionellen Milieus immer weiter auflösen. Im Nordosten Westfalens hat sich seit 1945 eine dichte, hochkomplexe Städtelandschaft auf engem Raum ausgebildet. Zugleich zählt OWL zu den unterschätzten Wirtschaftsregionen der Republik und zudem beeinflusst die periphere Lage im Osten von Nordrhein-Westfalen an der Grenze zu Niedersachsen und Hessen die Selbstwahrnehmung als eine gegenüber anderen Landesteilen benachteiligte Region.

Ziel des Workshops ist, durch systematische Vergleiche neue Perspektiven auf diese Region zu entwickeln und gängige Periodisierungsvorstellungen der Zeitgeschichte zu prüfen und kritisch zu hinterfragen.

Programm

Mittwoch, 25. Oktober 2023

09.30 Uhr
Anmeldung und Begrüßungskaffee

10.00 Uhr
Begrüßung
Dr. Jochen Viehoff, Geschäftsführer Heinz Nixdorf MuseumsForum
Prof. Dr. Peter Fäßler, Arbeitsbereich Zeitgeschichte, Universität Paderborn
Dr. Matthias Frese, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte
PD Dr. Christoph Lorke, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte

Sektion 1 – Wirtschaft, Politik, Verwaltung

10.30 Uhr
Gewählt für OWL: Lokales und regionales politisches Führungspersonal bis zur NRW-Kommunalreform 1994/1999
Prof. Dr. Stefan Goch, Ruhr-Universität Bochum

10.50 Uhr
Katalysator für eine moderne Verwaltung? Die kommunale Gebietsreform in Ostwestfalen-Lippe
Dr. David Merschjohann, Landesarchiv Nordrhein-Westfalen

11.10 Uhr
"Frau und Beruf" als Instrument der Arbeitsmarktpolitik des Landes NRW. Frauenerwerbstätigkeit OWL im Vergleich (1980er- bis 2000er-Jahre)
Dr. Julia Paulus, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte

11.30 Uhr
OWL und die Folgen der Wiedervereinigung
Dr. Thomas Küster, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte

11.50 Uhr
Abschlussdiskussion Sektion 1
Philipp Koch, Mindener Museum

13.00 Uhr
Mittagspause

Sektion 2 – Migration und demografischer Wandel

14.00 Uhr
Wohnen von Migrant:innen in OWL
Dr. Jens Gründler, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte

14.20
Paderborn – eine Integrationsstadt? Die Aufnahme der "Boatpeople" in Paderborn
Dr. Andreas Neuwöhner, Stadtmuseum Paderborn

14.40 Uhr
Bielefeld wird nicht "Bülüfeld" werden. Die Großstadt in der peripheren Region als Experimentierfeld für Integration und Partizipation
Dr. Christian Möller, Historisches Museum Bielefeld

15.00 Uhr
Migration und Teilhabe. Das Ruhrgebiet und OWL im Vergleich
Dr. Sara-Marie Demiriz, Stiftung Haus der Geschichte NRW

15.20 Uhr
Abschlussdiskussion Sektion 2
Dr. Michael Schubert, Universität Paderborn

16.30 Uhr
Kaffeepause

17.00 Uhr
Museumsführung

18.00 Uhr
Öffentliche Vortragsveranstaltung

19.30 Uhr
Gemeinsamer Ausklang in Paderborn

Donnerstag, 26. Oktober 2023

Sektion 3 – Infrastrukturen im Wandel

09.30 Uhr
Stadtrat versus "Bürgeraktion Stadtsanierung". Transformationserfahrungen in Detmold in den 1970er- und 1980er-Jahren
Dr. Bärbel Sunderbrink, Stadtarchiv Detmold

09.50 Uhr
Erschließung des Peripheren: Der lange Weg zum 49-Euro-Tcket im ÖPNV des Kreises Gütersloh
Tim Zumloh, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte

10.10 Uhr
"British bubbles" in Westphalian towns. Bau, Nutzung und Bedeutung britischer Wohngebiete in westfälischen Garnisonsstädten
Dr. Bettina Blum, Universität Paderborn

10.30 Uhr
Gesalzene Rechnung ohne Wirt. Das Salzlaugenpipelineprojekt der ARGE Weser als transnationale Umwelt- und Regionalgeschichte
Sascha Ohlenforst, RWTH Aachen

10.50 Uhr
Abschlussdiskussion Sektion 3
Prof. Dr. Malte Thießen, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte

12.00 Uhr
Mittagspause

Sektion 4 – Kultur, Gesellschaft, Bildung

13.00 Uhr
Region "unterm Radar"? Kulturpolitische Kooperationen und Infrastrukturen in Ostwestfalen-Lippe
Joana Gelhart, Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg

13.20 Uhr
Feministische Aufbrüche der 1970er- und 1980er-Jahre in Ostwestfalen-Lippe
Sandra Holtrup, Institut für Zeitgeschichte München-Berlin

13.40 Uhr
"... warum nicht besser werden als andere?" Heinz Nixdorf und die Hochschule Paderborn
Dr. Christian Berg, Heinz Nixdorf MuseumsForum

14.00 Uhr
Betriebspädagogik, Umweltbildung, NS-Verherrlichung – Das Vlothaer Collegium Humanum als Teil der regionalen Bildungslandschaft in den 1960er- und 1970er-Jahren
Dr. Philip Knäble, Georg-August-Universität Göttingen

14.20 Uhr
Abschlussdiskussion Sektion 4
PD Dr. Claudia Kemper, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte

15.30 Uhr
Verabschiedung
Prof. Dr. Peter Fäßler
Dr. Matthias Frese
PD Dr. Christoph Lorke

15.45 Uhr
Ende der Veranstaltung und Kaffee

Kontakt

Dr. Christian Berg
E-Mail: cberg@hnf.de

 

Source: https://www.hsozkult.de