RHN 105/2024 | Event
Organisers: Alessandro Ratti (Swiss Rural History Society SSHR) and Linda Imhof (Vereinigung für Bauforschung VEBA)
12 October 2024, 9:30 – 17:30, Tenero, Switzerland
Workshop
Vom Tessin in den Ballenberg und zurück: von translozierten Bauten und Transhumanz
Erkundung der ländlichen Bau- und Lebenskultur zwischen Ebene und Alpen
Thema
Linda Imhof untersucht im Rahmen ihrer Doktorarbeit im SNF-Projekt “Mensch und Haus” die Bau- und Lebenskultur im mittleren Tessin am Beispiel der Häusergruppe aus Cugnasco. Am Workshop entdecken und diskutieren wir entlang markierter Bergwege Spuren vom Leben, Wohnen und Wirtschaften aus dem späten 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert.
Der Wander-Workshop wird begleitet von Alessandro Ratti, Historiker und Wanderführer.
Das Forschungsprojekt
Das vom SNF geförderte Forschungsprojekt “Mensch und Haus” ist eine Kooperation der Universität Basel, der Berner Fachhochschule und des Freilichtmuseums Ballenberg. Ausgehend von Fallbeispielen aus dem Freilichtmuseum Ballenberg untersucht das interdisziplinäre Forschungsprojekt den Zusammenhang der Lebensgeschichte der Häuser und der mit ihnen verbundenen Menschen. Es zeigt die Verwobenheiten der Praktiken des Bauens, Lebens, Wohnens und Wirtschaftens im Laufe der Generationen auf. Im Forschungsprozess kommen kulturwissenschaftliche, historische sowie bauarchäologische Methoden zur Anwendung.
Linda Imhof untersucht in ihrer Doktorarbeit Bauen, Wohnen und Wirtschaften am Nordrand der Tessiner Magadinoebene unter Einbezug der angrenzenden Täler. Lange war in der Region eine gemischte Landwirtschaft üblich, die Acker- und Rebbau mit Viehwirtschaft kombinierte. Ihre Quellenstudien zeigen, dass die Haushalte im 19. Jahrhundert weitverstreute und vielteilige Besitzungen bewirtschafteten, zu denen unter anderem Wohnbauten und Ställe auf unterschiedlichen Höhenstufen gehörten. Einige Familien unterhielten dabei sowohl Güter im Verzascatal als auch in der Magadinoebene. Mit dem Strukturwandel und der Aufgabe der gemischten Landwirtschaft im 20. Jahrhundert wandelte sich Landschaft und Baubestand: Felder und Wiesen verwaldeten, viele Bauten zerfielen, andere wurden zu Wochenend- oder Ferienhäusern umgebaut. Im Gegenzug wurde die sumpfige Ebene melioriert und landwirtschaftlich nutzbar gemacht.
Die Wanderung vor Ort ermöglicht es, mehrere wichtige Aspekte nachzuvollziehen, die im Freilichtmuseum nicht abgebildet werden können. Sie macht Landschaft und Wege erfahrbar, die während der Stufenwirtschaft zurückgelegt werden mussten. Sie zeigt, wie unter den naturräumlichen Gegebenheiten nicht nur Häuser erstellt und genutzt wurden, sondern demonstriert zudem, dass der Natur Wirtschaftsraum mithilfe von Erdarbeiten und Stützmauern abgetrotzt wurde. Verwaldung, Zerfall und Umnutzungen bilden den Strukturwandel im 20. und 21. Jahrhundert ab.
Weitere Informationen finden Sie hier.
Hier können Sie auf das Programm als PDF-Datei zugreifen.